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WIE ICH ZUM MALEN GEKOMMEN BIN

Früher hatte ich nicht die leiseste Ahnung, geschweige denn Interesse an Kunst. Wenn ich ein Museum besuchte, wollte ich gleich wieder heraus. Bis zu dem Tag, an dem ich eine Babydecke für meine damals neun Monate alte Tochter nähen wollte. Im Bastelgeschäft angekommen sah ich überwältigende Angebote an Ölfarben, Pinseln und Büchern über Malerei. Es war Liebe auf den ersten Blick, eine Berufung. Ich musste Ölfarben mit nach Hause nehmen. In diesem Moment wusste ich, dass ich für immer malen würde.

Voller Begeisterung und Enthusiasmus kaufte ich Farben und alles, was dazugehört: Leinwände, Pinsel, Porträtbuch sowie ein Buch über Anatomie. Und so begann ich, jeden Tag eine bis zwei Stunden zu malen oder zu zeichnen. Nach einigen Wochen, als meine Farben zur Neige gingen, beschloss ich, die Acrylfarben auszuprobieren. Ich bin bei Acryl geblieben - mit Acryl kann ich meine wilden und temperamentvollen Facetten besser ausloten und sehen, wie weit ich malend auf Entdeckungsreise gehen kann.

Ich liebe die Farben und die Malerei auf Leinwand. Ölfarben sind jedoch für mich wie eine vertraute aber nicht so einfache Freundin, die mich fordert, geduldig und diszipliniert zu arbeiten. Dennoch liebe ich die Ölfarbe. Deshalb möchte ich ab 2014 wieder mit Öl und Acryl malen. Ich will mich der Herausforderung stellen und nicht davonlaufen!

Vincent Van Gogh und Claude Monet berühren mein Herz und meine Seele wie keine anderen Maler. Zusammen mit Albrecht Dürer betrachte ich sie als die "Meister aller Meister", als "Gottes Lehrlinge", weil ich das Gefühl habe, dass Gott ihnen die Weisheit und das Können schenkte, die Menschen und die Natur mit Pinsel und Farben zu durchleuchten. Leonardo da Vinci, Pissarro, Manet, Renoir, Tuner bewundere ich zwar - aber keiner berührt meine Seele. Monet und Van Gogh beeindrucken mich nicht durch das Geniale ihrer Bilder und ihr akademisches Wissen über Kunst und Malerei, nein, sondern durch etwas Menschliches, etwas Seelisches und etwas Geistiges und viel mehr. In ihren Bildern kann ich ihre Gedanken lesen. Am liebsten würde ich so malen wie Van Gogh und Monet.

Mein viertes Vorbild ist der amerikanische Maler der Gegenwart Bob Ross. Er kam als Erster in mein Herz: Als ich meinen Mann von 2005 bis 2009 in die US begleitete, stand ich jeden Samstag um 6 Uhr auf, um seine Malkurse im Fernsehen zu verfolgen. Er hatte eine unbeschwerte, spielerische Art, dem Zuschauer als Freund, Kumpel und Künstler beizubringen, die Natur voller Liebe und Leichtigkeit zu malen.

2010 hatte ich privaten Unterricht bei dem ghanaischen Künstler David King - mit Schwerpunkt Lasuren und Kleber. Meine Maltechnik befindet sich zwischen zwei Welten und widerspiegelt das Leben, welches ich lebe. Sie ist modern, nicht ganz afrikanisch aber auch nicht europäisch festgelegt. Afrikaner sagen, dass ich europäisch male. Umgekehrt sagen Europäer, dass ich modern und afrikanisch male. Für die Europäer bin ich Afrikanerin, für die Afrikaner in Afrika bin ich Europäerin - abgesehen von meiner Hautfarbe. Ich glaube, dass dies ein Grund für meinen Erfolg ist.

Momentan arbeite ich mit Kreide, Kohle, Pastellfarben, Acrylfarben, Lasuren, Kleber, Papier, Stoff, Gips, Zement und Erde.

WAS ICH MIT MEINER KUNST VERMITTELN MÖCHTE

Mit meiner Kunst möchte ich die Menschen ermutigen, die Hoffnung nie aufzugeben. Ich habe mich entschieden, vor allem für Frauen zu malen, für alle, die nie eine Chance hatten, über ihr Leben zu entscheiden, und die ihre Heimat verlassen haben, so wie ich, um an einem anderen Ort ein besseres Leben aufzubauen. Was auch immer der Grund sein mag - ob wegen Armut, Krieg oder politischer Verfolgung - egal wie hart es auch kommt, man/frau darf sein Ziel nie aus den Augen verlieren. Ich male insbesondere für die Frauen auf dem afrikanischen Kontinent, die jeden Tag für ein hartes Leben zu kämpfen haben, damit sie den Glauben an sich nie verlieren, denn jeder Mensch hat Gaben und einen Willen. Kein Mensch kommt auf diese Welt ohne Grund.

Für mich bedeutet Malen auch Freiheit. Es ist eine Welt, in der ich mich allein befinde, wo ich entscheide, was ich mache, mit welchen Materialien ich meine Malerei fortsetze und wie ich sie beende. An erster Stelle muss meine Kunst mir gefallen -ich möchte aber meine Bilder auch gerne verkaufen, wenn mir dies auch schwer fällt. Nachdem ich ein Bild verkauft habe, bete ich zu Gott, demjenigen Glück zu bringen und für mein Bild einen besonders schönen Platz zu finden. Denn mit jedem Bild, das ich hergebe, gebe ich ein Stück von mir weg. So empfinde ich es jedenfalls.

Ich möchte die Herzen der Welt mit meiner Kunst berühren. Menschen Freude bereiten und gleichzeitig nachdenklich machen. Zeigen, es spielt heutzutage keine Rolle mehr, woher man/frau kommt und was man/frau ist. Für mich ist die Kernfrage: Was will ich, wo bin ich jetzt und wohin und wie will ich weiter gehen?

didara_schriftzug